Sakrament Krankensalbung
Krankheit als menschliche Grenzerfahrung, in der die Brüchigkeit und Endlichkeit unseres Lebens besonders deutlich wird, macht uns auch besonders sensibel für das Wesentliche. Im Neuen Testament suchen gerade die Kranken (Alte, Behinderte, Schwache, Ausgegrenzte) die Nähe Jesu. Sie versuchten, „ihn zu berühren; denn es ging eine Kraft von ihm aus, die alle heilte“ (Lk 6,19). Er will selbst in den „geringsten Brüdern“ (Mt 25,36.40) wiedererkannt werden. Deshalb hat Jesus die Sorge um die Kranken als zentrale Aufgabe bestimmt: „Heilt Kranke!“ (Mt 10,7f), auch als Zeichen, dass in ihm und nach ihm durch sein Jünger das Reich Gottes angebrochen ist (Mk 16,18). Er hat die Vollmacht gegeben, den Kranken die Hände aufzulegen (Mk 16,18), sie mit Öl zu salben und zu heilen (Mk 6,13). Die Apostelgeschichte berichtet, dass die Apostel auch nach Jesu Tod und Auferstehung in diesem Sinne tätig waren (Apg 15,15f). In der weiteren Geschichte der apostolischen Gemeinden wird deutlich, dass dieser Heilsdienst bereits institutionalisiert war: „Ist einer von euch krank? Dann rufe er die Ältesten (Presbyter) der Gemeinde zu sich: Sie sollen für ihn beten und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben. Das gläubige Gebet wird den Kranken retten, und der Herr wird ihn aufrichten; wenn er Sünden begangen hat, werden sie ihm vergeben“. (Jak 5,14f)
Es ist festzuhalten, dass es hier nicht um Sterbende, sondern allgemein um Kranke geht, denen ein Dienst am Leben und Heil geschenkt werden soll. Dabei wird auch auf die „Presbyter“, die Amtsträger der Gemeinde verwiesen. So hat die Krankensalbung nicht mit Magie und Aberglauben zu tun. Sie ist Heilshandeln des Herrn am heilsbedürftigen Menschen.
Worin dann die Heilung besteht, muss sicher in einem weiteren Sinn verstanden werden. Die Zuwendung zum Kranken, der Trost, dass man ihn gerade jetzt in die Mitte hereinholt (vgl. Mk 3,3), statt ihn wie vielfach in unserer Gesellschaft auszugrenzen, das wird sich in einem ganzheitlichen Sinne günstig auf den Gesamtverlauf der Krankheit auswirken, bzw. auf die Einstellung, mit der es nicht heilbare Krankheiten und Beeinträchtigungen zu bewältigen gilt, auch wenn der Weg auf den Tod hin ins Auge gefasst werden muss.
Daraus wird deutlich:
Für uns in der katholischen Kirche ist der Krankendienst in der Form der liturgischen Krankensalbung ein SAKRAMENT: Im Namen und in der Kraft ihres erhöhten Herrn und als sein Werkzeug handelt die Kirche an Christi Stelle. In Verbindung mit dem Gebet des Glaubens und dem sichtbaren Zeichen ist dies Zusage einer übernatürlichen Heilswirkung.
Die Krankensalbung ist für den Kranken bestimmt und auf körperliche und seelische Aufrichtung und das Leben ausgerichtet (geg. das Missverständnis früherer Zeiten als „letzte Ölung“, also auf den Tod hin). Dieses Sakrament kann auch mehrmals empfangen werden, auch von jüngeren Menschen bei entsprechender Einschränkung. Sie ist für Menschen mit gravierender Krankheit bestimmt, oder auch vor einer gefährlichen Operation o.ä.. Ab einem gewissen Alter, wenn durch Gebrechlichkeit die Mobilität und Selbstbestimmung bleibend eingeschränkt ist, betrifft das eigentlich jeden Menschen.
Gespendet wird das Sakrament in dem Ritus der Salbung mit Krankenöl auf der Stirn und in den Händen mit den Worten: „Durch diese heilige Salbung helfe dir der Herr in seinem reichen Erbarmen, er stehe dir bei mit der Kraft des Heiligen Geistes. Der Herr, der dich von Sünden befreit, rette dich, in seiner Gnade richte er dich auf.“
In loser Regelmäßigkeit gibt es im Gemeindegottesdienst die Möglichkeit, gemeinschaftlich die Krankensalbung zu empfangen.
Der Priester kommt dafür aber auch ins Haus, ans Krankenbett. Der Kranke soll die Handlung nach Möglichkeit aber noch gut mitvollziehen können, am besten im Kreis der Familie. Denken Sie also frühzeitig an diese Möglichkeit und besprechen Sie sie mit dem/der Kranken, damit ein guter Termin für alle abgesprochen werden kann.